UPDATE: Ich glaub ich hab genug Antworten, vielen lieben Dank euch! :)

Meine Schwester (26) hat gerade nur unter 1000 € auf dem Konto und arbeitet nur für Mindestlohn. Sie lebt nicht unter der Armutsgrenze, sie kann sich (günstigen) Urlaub und so schon noch leisten, aber nah dran. Ich (28) hab mehr Glück gehabt, beruflich bessere Entscheidungen getroffen und hab etwa 35.000 € auf dem Konto. Für mich ist das nicht viel, aber es ist halt fast 50x mehr als sie hat.

In unserer Familie ist es normal, dass wir uns gegenseitig finanziell unterstützen, egal warum jemand in der Klemme steckt. Unsere Eltern geben ihr oft Geld, ich find das sehr nett von ihnen (mir früher auch, aber jetzt selten, und ich erwarte das auch nicht). Ich hab ihr auch schon mal Geld geliehen und ich bezahl öfter für sie bezahlt, wenn wir was zusammen machen, aber ich will ihr kein Geld schenken.

Neulich hat sie mich direkt gefragt, wie viel ich auf dem Konto habe. Ich war nicht vorbereitet und wollte nicht lügen, aber ich wollte auch nicht sagen, dass ich 35.000 € habe, weil das für sie viel ist und ich Angst hatte, dass sie oder unsere Eltern dann von mir erwarten und Druck ausüben, dass ich ihr was gebe. Also hab ich gesagt „ungefähr 15.000“.

Moralisch seh ich das so:

1. Grundsätzlich ist meine Schwester selbst verantwortlich, sie ist ja nicht arbeitsunfähig, aber sie hatte auch einiges Pech im Leben.
2. Meine Eltern haben sich entschieden, Kinder zu bekommen und unterstützen sie auch jetzt noch finanziell. Ich finde das toll, aber es ist nicht ihre Pflicht, sie übernehmen hier freiwillig Verantwortung. Wenn sie wirklich Geld braucht, werden unsere wohlhabenden Eltern ihr immer helfen.
3. Ich fühle mich meinen Eltern gegenüber verantwortlich, weil sie so viel für uns getan haben. Bei meiner Schwester habe ich viel Zeit investiert, um ihr zu helfen, aber finanziell fühl ich mich nicht für sie verantwortlich (und sie auch nicht für mich). Wir haben dem ja beide nie zugestimmt. Meine Schwester sieht das anders, sie sagt sie würde mir andersrum auch immer helfen, aber so wie es aussieht wird sie immer deutlich weniger Geld haben als ich und kommt so nie in die Situation.
4. Ich will nicht lügen, in unserer Familie sind wir normalerweise offen miteinander, und ich fühl mich wirklich schlecht damit. Fühlt sich an wie ein Vertrauensbruch.
5. Ich will aber auch nicht unter Druck gesetzt werden, ihr Geld zu leihen oder zu schenken nur weil ich „genug“ habe, und ich will auch nicht dass meine Familie schlecht denkt von mir weil ich ihr kein Geld schenke obwohl ich ja genug hab. Ich habe hart gearbeitet und gespart, und ich fühl mich alles andere als reich.

Was denkt ihr? Hätte ich ehrlich sagen sollen, dass ich 35.000 € gespart hab? Soll ich es ihr jetzt noch sagen?